Auf den ersten Blick war es ein Zeltlager der Turnerjugend wie bisher. Kinder spielten, rannten und liefen auf der großen Wiese zwischen den Holzhütten hinter dem Turnerheim am Peterberg. Es wurde gebastelt und geturnt. Abends trafen sich alle am Lagerfeuer. Übernachtet wurde in den Hütten und Zelten.
Und doch war es bei der Ferienfreizeit Braunshausen II der saarländischen Turnerjugend kurz vor Ende der Sommerferien auf den zweiten Blick anders als früher. Der Corona-Pandemie geschuldet. Zum einen war es das einzige Zeltlager der Turnerjugend in diesem Jahr. Im vergangenen Jahr gab es wegen Corona gar keines. Zum zweiten gab es ein ausgetüfteltes Schutzkonzept, um mögliche Ansteckungen zu verhindern, ein so genanntes Blasenkonzept.
Wie das funktioniert, erklärten die Lagerleiter Thomas Breidt und Uwe Wagner im SZ-Gespräch. Die Kinder, Betreuer und Teamer blieben die fünf Lagertage unter sich, lebten quasi in einer Blase. Zum Start der Freizeit brachten die Eltern die Kinder nach Braunshausen, gaben sie am Platz an einer Schleuse ab. Alle 100 Kinder und 60 Erwachsene wurden getestet und mussten sich über eine App registrieren. Statt acht Kinder in einem Zelt oder einer Hütte waren diese nur mit vier Kindern belegt. Schwimmbadbesuch oder Bobbahnfahren fielen dieses Jahr aus. Ob Spuckschutz bei der Essensausgabe, Desinfektionsmittel, die mehrfache tägliche Reinigung der Toiletten, den bisher hohen Hygienestandard habe man noch einmal ausgebaut, so Breidt. Das Motto seines Teams: „Nicht jammern über das, was nicht geht, sondern machen was geht.“ Denn mit dem Corona-Virus werde man leben müssen. Und könne nicht noch Jahre warten. Uwe Wagner ergänzt: „Die Kinder sind nur einmal klein.“
Geplant habe man die Ferienfreizeit in enger Abstimmung mit dem Landesjugendamt und den Vereinen innerhalb sechs Wochen, als klar geworden sei, dass man eine Ferienfreizeit grundsätzlich machen könne. Angemeldet war diese natürlich auch beim Ordnungsamt. Sechs Vereine waren mit 100 Kindern und ihren Betreuern an Bord: der TV Überherrn, die LG Reimsbach-Oppen, der TV Lockweiler-Krettnich, der TV St. Wendel, der TV Losheim und der TL Hüttersdorf. Der TuS Ommersheim, sonst bei Braunshausen II immer dabei, hatte ein eigenes Lager auf die Beine gestellt.
Die Kinder erlebten eine Freizeit mit vielen Angeboten. In der Halle turnten sie natürlich, bauten Pyramiden, wetteiferten in verschiedenen Ballsportarten. Sie stellten Seife her, bastelten Quallen, malten. Es gab einen Liederabend am Lagerfeuer, eine Disco, einen lustigen Wettkampf zwischen Kindern und Teamern unter dem Motto „Schlag den Teamer“. Auf einer offenen Bühne stellten sich die Vereine mit kleinen Vorführungen vor. Nicht zu vergessen die Frühgymnastik zum Start in den Tag. Für die Verpflegung sorgten die Helfer des Küchenteams. Da gab es Gemüsesticks und frisches Obst ebenso wie Kartoffelsuppe mit Waffeln oder die beliebten Spaghetti und Rahm-Schnitzel.
Am Tag der Heimreise wurden alle 160 Teilnehmer noch einmal getestet. Alle Tests, so Wagner, waren negativ. Das Blasen-Konzept ist also aufgegangen. Wagner: „Darauf können wir aufbauen.“ Thomas Breidt: „Wir konnten zeigen, dass es geht.“ Was die Organisatoren aber am meisten freut, ist die Reaktion der Teilnehmer. Breidt unterstreicht: „Die Kinder und Eltern waren begeistert.“
Volker Fuchs (SZ)
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